Kirgistan, das Land der Kirgis:innen, auch Kirgisistan oder Kirgisien genannt, ist ein seit 1991 unabhängiger Staat in Zentralasien. Kirgistan ist eine von 15 Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Im Norden grenzt es an Kasachstan, im Osten und Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan.
Die ehemalige Sowjetrepublik wird wegen ihrer imposanten Bergwelt auch die „Schweiz Zentralasiens“ genannt.
Die Landschaften Kirgistans gehören zu den spektakulärsten Naturräumen der Erde: Gletscher, Wüsten, Seen, Steppen und Wälder machen das Land zu einem Fest der Farben und Formationen. Ohne die Walnusswälder Kirgistans würden wir vielleicht weder Walnüsse noch Äpfel und Pflaumen kennen, deren wilde Vorfahren an den Hängen des gewaltigen Tian Shan Gebirges die Eiszeit überlebten.
Der Reichtum dieser Naturschönheiten, der Wälder und der Kulturpflanzenvielfalt kontrastiert mit der Armut der in Kirgistan lebenden Menschen.
Die Fläche Kirgistans entspricht etwas mehr als der Hälfte Deutschlands. Mit anderen Worten: Es ist rund fünfmal so groß wie die Schweiz oder fünfeinhalb mal so groß wie Baden-Württemberg und damit nach Tadschikistan das zweitkleinste Land Zentralasiens.
Zu Zentralasien zählen die Länder und Regionen im Inneren Asiens, die keinen Zugang zu einem Ozean haben oder deren Flüsse nicht in einen Ozean münden. Das sind Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Tadschikistan und Kirgistan. Teilweise werden auch die kaukasischen Länder Armenien, Georgien und Aserbaidschan sowie die Mongolei zu „Zentralasien“ gezählt.
Kirgistan liegt auf der geografischen Breite des nördlichen Spaniens, zwischen der Biskaya im Norden und Toledo (südlich von Madrid). Das Land liegt sehr abgelegen und ist unwegsam, weshalb es bei uns wenig bekannt ist – weniger als Usbekistan mit seiner Architektur, Kasachstan mit seinen Steppen und dem Aralsee oder weniger bekannt als die Mongolei.
Kirgistan ist ein Gebirgsland: Mehr als 50% der Staatsfläche liegen höher als 3000 m über dem Meeresspiegel. Wegen seiner Gebirge ist das Land unter Bergsteigern sehr bekannt. Es wird von 90 Bergketten durchzogen (viele entlang der Breitengrade) und zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt liegen 7000 Meter. Kirgistan nimmt die westliche Hälfte des Tian Schan ein. Der Tian Schan (chinesisch: Himmelsberge) ist Teil eines großen Gebirgsgürtels und mit mehr als 2500 km Länge doppelt so lang wie die Alpen. Er grenzt im Norden an die kasachische Steppe, im Südwesten an den noch gewaltigeren Pamir und im Osten an die Wüste Taklamakan. Im Zentrum türmt er sich zu einem gewaltigen Knoten aus Bergketten, Trogtälern und Hochsteppen auf.
An der Grenze zu China verläuft die längste Bergkette des Tian Schan (582 km). Der Jenilcek-Gletscher ist einer der der größten Eisströme außerhalb der Polargebiete. Wie ein „U“ liegt er in den Bergen und hat eine Fläche von 816 km², was eineinhalb mal der Fläche des Bodensees entspricht. Der höchste Berg Kirgistans und nördlichste Siebentausender der Welt ist der Pik Pobedy, der Siegesberg. Er ist 7439 m hoch und heißt auf Kirgisisch „Dzengis Cokusu“. Er wurde nach dem Sieg über Hitlerdeutschland umbenannt. Vorher hieß er Kann-Too, Blutberg.
Wasser ist die wichtigste Ressource des Landes. Wasser bringt Leben in die Steppen und Wüsten rund um Kirgistan und ermöglicht dem Land Strom zu produzieren. Gleichzeitig sorgt es für Spannungen und Konflikte mit den Nachbarn, nicht nur im fruchtbaren „Ferganatal“.
Kirgistan und Tadschikistan kontrollieren fast 80 % der Wasservorräte Zentralasiens. Große Flüsse verlassen das Land und enden alle in Steppen oder Wüsten, ohne einen Ozean zu erreichen. Die bedeutendsten Flüsse der Region sind:
- Der Naryn, fließt in die westliche Richtung und ist der wasserreichste Fluss des Landes.
- Der Kara-Darja, fließt im südlichen Teil des Landes und fließt schließlich mit dem Naryn zusammen.
- Der Tschuy, endet in Kasachstan in der Hungersteppe.
- Der Talas, endet in der Wüste Munjun-Kum (Kasachstan).
Issyk-Kol: In Kirgisistan liegt der zweitgrößte Gebirgssee der Welt. Er ist abflusslos und fast 12 mal so groß wie der Bodensee. Seine Länge misst 182 km. Er ist bis zu 60 km breit und 668 m tief.
Auch schon zu Sowjetzeiten war der Issyk-Kol ein beliebter Ort für Tourismus und Erholung. Die vielen ehemaligen Sanatorien für die Sowjetische Arbeiterschaft zeugen davon. Er war zudem militärisches Testgebiet. Waffensysteme wie Torpedos wurden hier getestet. Vor kurzem schloss Russland mit Kirgistan einen Vertrag, um diese Nutzung wieder aufzunehmen.
Der See ist leicht salzhaltig und es soll warme Quellen geben. Gründe dafür, dass er im Winter nicht zufriert. Wer um den See herumfährt kommt durch sehr unterschiedliche Klimazonen. Das Nordufer des Sees ist sehr viel regenreicher als das Südufer, wo die Vegetation eher wüstenhaft ist. Insbesondere der Nordostzipfel und das östlich an den See angrenzende Gebiet eignen sich daher sehr gut für die Landwirtschaft.
Das Klima Kirgistan ist gut verträglich, aber mitunter sehr wechselhaft. Es ist geprägt von hohen Temperaturunterschieden innerhalb eines Tages und über das gesamte Jahr. Die Einheimischen sprechen von „vier Jahreszeiten an einem Tag“: Morgens frühlingshaft frisch, mittags sommerlich warm, abends herbstlich und nachts winterlich.
Die Lage im Inneren Eurasiens, umgeben von Wüsten, fernab der Ozeane, bedingen ein generell kontinentales, trockenes Klima, mit stark ausgeprägten Jahreszeiten. Die starke Zergliederung mit extremen Höhenunterschieden und die Wassermasse des Issyk-Kol verursachen regional sehr unterschiedliche Klimazonen. Von kontinental bis fast maritim. Die Winter sind bis zu – 30 Grad kalt, die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei + 30 Grad.
Kirgistan hat eine vielfältige Flora und Fauna. Es wachsen Pistazien, Mandelbäume, Sanddorn, schwarze Johannisbeere oder Heckenrosen – um nur einige wenige Pflanzenarten zu nennen. Das Land besitzt die größten und ältesten Walnusswälder der Welt.
In Kirgistan leben rund 5,3 Millionen Menschen. Die Bevölkerung setzt sich aus 80 verschiedenen Volksgruppen und Nationalitäten zusammen: Davon sind 68% Kirgis:innen, 15% Usbek:innen, 10% Russ:innen, sowie Kasach:innen, Tatar:innen, Koreaner:innen, Tadschik:innen, Ukrainer:innen, Deutsche, Türk:innen, Uigur:innen, Chines:innen, Dungan:innen u.v.m. Die ersten Deutschen kamen während der Kolonisation durch das zaristische Russland im 19. Jahrhundert von der Wolga. Aber auch Mennonit:innen, die einen Ort suchten, an dem sie ungestört leben konnten. Im Jahr 1941, nach dem Angriff der Wehrmacht auf Russland, ließ Stalin sämtliche Wolgadeutsche, wie auch viele andere „suspekte“ Volksgruppen, nach Zentralasien deportieren. Heute lebt nur noch ein Bruchteil der Deutschen in Kirgistan. Meist alte Menschen. Die allermeisten Deutschen aus Kirgisistan sind in den 90er Jahren nach Deutschland umgesiedelt.
40% der Bevölkerung lebt in den Städten. Die größten Städte des Landes sind die Hauptstadt Bischkek im Norden sowie Djalalabad und Osch im Süden. Die Analphabetisierungsrate beträgt geringe 3%, was sicherlich ein Verdienst der Sowjetunion ist.
Die Mehrheit der Bewohner:innen Kirgistans sind sunnitische Muslime (ca. 80%). Rund 17% sind russich-ortodoxe Christ:innen. Daneben gibt es weitere, kleinere Religionsgemeinschaften.